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Ich habe eine Erscheinung
Ich habe eine Erscheinung, wie in einem tatsächlich geschehenem Film von einer zauberhaften Mädchengestalt, auf dem Fahrrad schwarz gekleidet und gleichzeitig mit dem Handy telefonierend, huscht sie an mir vorbei, viel zu schnell, als das meine Nerven den Befehl der wehmütig schmachtenden Sinne tatsächlich die kleinste, erlösende auf sich aufmerksam machende Tat vollführen könnten, außer eben nur jenen kurz erhaschten Blick in ihr Gesicht, um ein für immer unerkanntes, endgültiges Nachblicken in die Rückseite ihrer Gestalt.
All dies in der Kürze der Zeit, des so übervollen Bodensatzes der Erinnerungen, des wahrhaftigen und vollblütigen gewesen seins, inmitten der Sanduhr meiner Lebenszeit, fällt wieder ein Korn ins Bodenlose eines unbändigen Schmerzes, des Unmöglichen und muss darauf vertrauen in Gott zu sein.
Mein Blick verliert sich mit ihr an diesem immer noch spätsommerlichen Oktoberabend, da er nichts mehr fasst und es das kaum im kleinsten Gewesene, gleich wieder Preis geben muss, an dessen Nichtigkeit, an den Strom der Gesichter und der Dinge, an das Ende der Jugend, sowie deren Vollendung an das was heute ist und bleibt.
"Ich habe eine Erscheinung" © Thomas Hecht (10/06)
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